Wahrsager lagen 2012 wieder völlig daneben

20 12 2012

Wie in den Vorjahren haben Astrologen und Wahrsager auch 2012 mit ihren Vorhersagen kräftig daneben gelegen. Das hat eine Überprüfung durch die „Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften“ (GWUP/Roßdorf bei Darmstadt) ergeben. Weder sei der Euro abgeschafft worden, der Vesuv ausgebrochen noch die Olympischen Spiele in London von Terroranschlägen überschattet gewesen, wie es Anfang des Jahres behauptet worden sei. Nach GWUP-Einschätzung hat die Kanadierin Nikki Pezaro, die sich selbst als „Medium“ bezeichnet, für die absurdeste Prognose gesorgt: Sie kündigte an, dass Vögel am Jahresende Menschen angreifen würden, Tiefseemonster auftauchten und der heilige Gral gefunden werde, der dem Finder Unsterblichkeit verleihe. Ihre über 200 Prognosen erweckten den Eindruck, aus einem Hollywood-Drehbuch zu stammen, so die Gesellschaft in einer Pressemitteilung. Andere Hellseher rechneten Mitte Juli mit „Bombenattentaten, Terroranschlägen, Flugzeugunfällen und anderen Katastrophen“.

Der Papst wurde nicht Opfer eines Aufstandes

Für den Mainzer Mathematiker Michael Kunkel, der seit Jahren diese Prophezeiungen sammelt und auswertet, sind solche Schwarzsehereien nicht überraschend: „Traditionell werden für die Zukunft immer Katastrophen aller Art vorausgesagt, die in den letzten Jahren um dramatische Schilderungen der Folgen wirtschaftlicher Krisen ergänzt wurden.“ So habe ein Wahrsager aus altindischen Palmblättern Aufstände und Plünderungen in europäischen Hauptstädten herausgelesen, denen sogar der Papst zum Opfer fallen sollte.

Eine Million Euro für Nachweis der Hellseherei

Unterdessen hat die belgische Skeptikerorganisation SKEPP (Brüssel) ein Preisgeld in Höhe von einer Million Euro für diejenigen Wahrsager aussetzt, die bis zum 30. September 2013 Beweise für ein paranormales Phänomen wie Hellsehen unter kontrollierten, wissenschaftlichen Bedingungen vorlegen könnten. Kunkel selbst wagt eine Vorhersage: „Bisher gibt es für 2013 nur die üblichen, schwammigen Katastrophenprognosen – wenn da nicht mehr kommt, können zumindest die selbsternannten Propheten die Million nicht gewinnen.“

Wenn Akademiker ihren Verstand ausschalten

Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) in Berlin warnt davor, den Dienst von Wahrsagern und Hellsehern in Anspruch zu nehmen. „Der Blick in die Zukunft ist jedem Menschen verschlossen“, sagte EZW-Referent für Psychologische Aspekte neuer Religiosität und Lebenshilfemarkt, Michael Utsch, der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. Nach seiner Einschätzung verspüren viele Menschen in einer technisierten Welt den Wunsch, ihr ganzes Leben und damit auch die Zukunft zu kontrollieren. Gerade unter Akademikern gebe es manche, die sich wünschten, ihr Seelenleben und die Zukunft steuern zu können – etwa durch den Rückgriff auf „verborgene Kammern des Wissens“. „Diese Leute schalten dann einfach ihren sonst kritischen Verstand aus“, so Utsch. Nach seiner Erkenntnis setzen Wahrsager und Hellseher oft Psychotechniken ein, um angeblich verborgene Informationen über die Zukunft zu erhalten. Leichtgläubige Kunden könnten durch Wahrsager beeindruckt und getäuscht werden, meint Utsch unter Berufung auf Erkenntnisse des Psychologen Prof. Toni Forster (München). Aufgabe der Kirchen und der Christen sei es, diesen Menschen Angebote zu machen, in denen sie lernten, „loszulassen und Vertrauen einzuüben“.  idea.de





Peter Scholl-Latour: „Das Böse steckt tief im Menschen“

19 12 2012

Gegen eine zu optimistische Weltsicht wendet sich der Journalist und Bestsellerautor Peter Scholl-Latour. In einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea (Wetzlar/Mittelhessen) sagte er: „Das Böse steckt tief im Menschen. Wir leben in einem darwinistisch denkenden Zeitalter. Eine Religion oder Weltanschauung, die davon ausgeht, dass der Mensch von Natur aus gut sei, muss scheitern.“ Der 88 Jahre alte Scholl-Latour hat fast alle Länder der Welt bereist und ist Deutschlands erfolgreichster Sachbuchautor. Nach seiner Erkenntnis erlebt die Menschheit ständig neue Ausbrüche des Bösen. Sie zum Guten zu führen, hätten weder die Kommunisten geschafft, noch gelinge es jetzt den US-Amerikanern. Die Vereinigten Staaten seien nicht in der Lage, den Irak, Afghanistan oder Somalia in den Griff zu bekommen. Sie hätten ihr ursprüngliches Ziel, Frieden, Demokratie und Menschenrechte zu bringen, weit verfehlt und stattdessen Chaos angerichtet.

Kritik an deutscher Außenpolitik

Kritik äußerte Scholl-Latour auch an der deutschen Außenpolitik. Diese messe mit unterschiedlichem Maß. So würden Christen und Juden in Saudi-Arabien viel stärker diskriminiert als im Iran: „In Saudi-Arabien dürfen keine Kirchen und Synagogen gebaut und keine Gottesdienste gehalten werden, und der Besitz einer Bibel steht unter Strafe. Der Iran lässt das alles zu – aber er gehört zu den Ländern, die wir anprangern. Nach Saudi-Arabien liefern wir ohne Bedenken Hunderte von Leopard-2-Panzern, während wir gegen den Iran eine Sanktion nach der anderen verhängen – die im Übrigen viel weniger Wirkung haben, als man meint.“ Nach Scholl-Latours Überzeugung sind Boykottmaßnahmen zutiefst unmoralisch: Sie träfen vor allem die einfache Bevölkerung und bewirkten politisch nichts.

Europa wendet sich vom Christentum ab

Scholl-Latour sprach auch über die religiöse Lage. Die Welt befinde sich „in einer religiösen Gärung“. Eine Ausnahme bilde Europa. Scholl-Latour: „Machen wir uns keine Illusionen: Europa wendet sich vom Christentum ab, wird agnostisch, aggressiv aufklärerisch, atheistisch. Die Frömmigkeit wird weiter nachlassen und die Verhöhnung der Religion weiter zunehmen.“ Es sei eine Schwäche Europas, das in ihm immer mehr bekennende Atheisten lebten. Viele evangelische und katholische Geistliche hätten die Jenseitsbestimmung ihres Glaubens und die kirchlichen Lehren dem Zeitgeist geopfert. Sie neigten dazu, das Christentum auf eine humanitäre Philosophie oder auf eine Soziallehre zu reduzieren. Scholl-Latour: „Ich fürchte nicht die Stärke des Islam, sondern die Schwäche des Abendlandes. Das Christentum hat teilweise schon abgedankt. Es hat keine verpflichtende Sittenlehre, keine Dogmen mehr.“ Zur Frage, welchen Rat er den Kirchen gebe, sagte Scholl-Latour: „Sie sollten bei ihren ursprünglichen Lehren bleiben.“

idea.de





Profi-Skateboarder Christian Hosoi: Erst im Gefängnis kam ich endlich frei

3 12 2012

Als ich sieben oder acht Jahre alt war, bekam ich mein erstes Skateboard. Und von da an war ich infiziert: Skateboarden wurde mein Leben. Wir waren die Coolen, wir waren die Rebellen. Jeden Tag erfanden wir neue Tricks, unglaubliche Dinge, die noch niemand vor uns mit einem Skateboard gemacht hatte.

Wenn dir in dem Alter jemand sagt, dass du wirklich gut in einer Sache bist, saugst du das nur so in dich auf und wirst tatsächlich zu dem, was andere in dich interpretieren. So war das bei mir auch. Ich wurde so wie meine Vorbilder. Mit zehn Jahren fing ich an zu kiffen, mit zwölf schmiss ich Acid, mit 14 Jahren nahm ich das erste Mal Kokain. Ich lebte in Hollywood und egal wo ich hinging, ich war ein VIP. Ich war der Jüngste in den ganzen Clubs, ich hatte alle Mädchen, die ich haben wollte. Ich hatte alles. Und trotzdem starb etwas in mir langsam ab.

Sehnsucht nach echter Liebe

Bei allem was ich tat, suchte ich eigentlich nach Liebe. Ich wollte Geld verdienen, um geliebt zu werden, ich wollte berühmt sein, um geliebt zu werden, ich fuhr Skateboard, um geliebt zu werden. Ich hatte verschiedene Beziehungen mit Mädchen und hoffte, dass sie mich wirklich lieben würden. Bei allem, was die Welt zu bieten hat, machte ich mit, um Anerkennung und Liebe zu finden.

Aber jedes Mal, wenn mich etwas erfüllte, dauerte es nicht lange und alles war wieder wie vorher. Ich war wie ein Eimer mit Löchern. Nichts von allem, was ich hatte, konnte mich dauerhaft befriedigen. Ich fühlte mich einfach nur leer.

In dieser Leere und Sinnlosigkeit entdeckte ich die Droge Crystal Meth. Und damit ging es rasant bergab.

In Drogen verstrickt

Fast fünf Jahre lang nahm ich jeden Tag Crystal Meth. Ich rauchte es, schnupfte es, spritzte es, ass es — es war krank. Dabei wollte ich mich eigentlich gar nicht kaputt machen, ich wollte einfach eine gute Zeit haben.

Irgendwann wusste ich: Ich muss aufhören. Ich wollte ein Comeback haben und wieder Skateboarden, ich wollte wieder alle begeistern. Der Entschluss stand fest: Morgen höre ich auf. Morgen werde ich mich ändern. Und während ich davon träumte, frei von Drogen zu sein, steckte ich tief in meinem Teufelskreis. Ich musste ja irgendwie meinen Schmerz betäuben. Ich musste meine Scham verdrängen. Ich musste meinen verletzten Stolz zudecken, der in mir steckte und mir vor Augen hielt, dass ich nicht mehr der coole Typ bin, der ich mal war.

Ende 1999 gestand ich mir ein, dass ich nicht aufhören kann. Ich schaffte es nicht. Und dann kam der Tag an dem ich endlich verhaftet wurde. Ich war am Flughafen und war gerade gelandet. An der Passkontrolle warteten Leute auf mich. Es gab keine Chance abzuhauen. Sie sagten: «Wir haben den Verdacht, dass Sie Betäubungsmittel mit sich führen». Und ich dachte nur: «Wow, jetzt habe ich echt ein ernsthaftes Problem.»

Unter Verbrechern

Als ich in den Knast kam, umringten mich andere Häftlinge, und sagten: «Hey Christian!» «Hey, Mann, wie geht’s dir?», «Krass, wir haben dich in den Nachrichten gesehen.» «Mann, als Kind hatte ich dein Skateboard, ich war dein grösster Fan.» Ich fragte diesen Fan: «Warum bist du hier?» Er sagte: «Mord.» Und ich dachte nur: «Was um alles in der Welt mache ich hier?»

Bei dem einen Anruf, den ich machen durfte, rief ich meine Freundin Jennifer an. Ich erinnere mich genau, wie ich sagte: «Babe, wenn ich Pech habe, bekomme ich zehn Jahre.» Ich weinte. Sie weinte. Und dann sagte sie: «Vielleicht musst du einfach auf Gott vertrauen.»

Ich war geschockt: «Gott? Babe, ich brauche einen Anwalt und nicht Gott! Ich bin nicht am Sterben, ich sitze im Knast! Was kann Gott schon für mich tun?» Ich glaubte nicht an Gott. Ich glaubte an Karma und daran, dass in allem irgendwie etwas Göttliches steckt.

Doch Jennifer sagte: «Christian, lass dir eine Bibel bringen.»

Ein Buch in der Zelle

Als ich allein in meiner Zelle sass und dieses Buch in den Händen hielt, fing ich an zu beten: «Gott, wenn es dich wirklich gibt, wenn du irgendwo da draussen bist, ich brauche Hilfe!»

Ich öffnete die Bibel und landete bei Genesis. Als ich anfing zu lesen, dachte ich mir: «Mann, das ist wie in einem ‚Star Track‘-Film, ich kann das nicht lesen.» Und ich schlug die Bibel noch mal auf. Und noch mal. Und noch mal. Bis ich bei dem Kapitel «Könige» landete. Ich dachte mir, damit kann ich etwas anfangen. Und ich glaube, es war im zweiten Kapitel, wo David zu seinem Sohn Salomon sagt: «Wenn du Gott nachfolgst, an jedem Tag deines Lebens, wirst du gesegnet sein.»

Bei diesen Worten war es, als würden mir Schuppen von den Augen fallen. Ich verstand plötzlich, warum mein Leben so gelaufen war und ich so weit gesunken war. Ich wusste plötzlich, dass ich geschaffen wurde und dass mein Leben einen Sinn hatte. Ich war geschaffen worden, um Gott kennenzulernen, ihm nachzufolgen, für ihn zu leben und ihn zu lieben. Und all das erkannte ich, einfach nur, weil ich die Bibel aufgeschlagen und gelesen habe.

Leben neu geschenkt

Von da an war die Bibel nicht mehr von mir zu trennen. Den ganzen Tag las ich darin, ich wollte Gott kennenlernen. Und ich betete den ganzen Tag. Drei Wochen später beschloss ich, Christ zu werden. Es war am Telefon, ich sprach mit meinem Onkel, der Pastor ist. Er fragte mich, ob ich mein Leben Jesus anvertrauen will und ich sagte «Ja!» Ich wusste zwar nicht so genau, was das bedeutet, aber ich wollte es unbedingt tun.

Was dann passierte war unbeschreiblich: Wie aus dem Nichts musste ich anfangen zu weinen. Ich heulte mir die Augen aus dem Kopf. Es war, als würde alle meine Schuld, all mein Schmerz und alle Schande wie eine Last von meinen Schulter fallen. Ich sass da und wusste: Jetzt wird alles anders. In diesem Augenblick wurde das Leben in mir wieder erweckt.

Ich war so begeistert vom Leben, dass sich die Leute um mich fragten, was bei mir nicht stimmt. Aber ich antwortete nur: «Ich bin frei! Ich bin endlich frei!»

Alle dachten, dass ich spinne und sagten: «Schau dich doch mal um, siehst du nicht die Mauern und Zäune, wir sind im Gefängnis!» Aber ich sagte: «Nein. Mein ganzes Leben lang war ich im Gefängnis. Ich habe in Schuld und Tod gelebt. Als ich in meiner Zelle Jesus in mein Leben gebeten habe, als ich gesagt habe: ‚Jesus, werde du mein Herr und Retter‘, wurde ich ein freier Mann. Ich kam ins Gefängnis und wurde frei!»

Ich habe jeden Rausch ausprobiert, den diese Welt zu bieten hat. Aber nichts ist wie die Liebe Gottes.

Noch im Gefängnis heiratete Christian Hosoi seine Freundin Jennifer. Im Winter 2004 wurde er vorzeitig wegen guter Führung entlassen. Heute reist er als professioneller Skateboarder durch die Welt und arbeitet als Pastor in einer Gemeinde in Huntington Beach, Kalifornien.

livenet.ch